Ganz einfach die Sonne nutzen

Konrad Sobich

Mini-PV-Anlagen: Eine Anleitung wie jeder Geld sparen und einen Beitrag zur Energiewende leisten kann

Von Konrad Sobich

Das Interesse an Mini-PV-Anlagen, auch als Balkonkraftwerk benannt, nimmt immer mehr zu. In Rüsselsheim gibt es bereits 251 Privatpersonen (Stand November 2023), die eine solche Photovoltaikanlage angeschlossen haben. Die Stadtwerke Rüsselsheim haben auf diese Nachfrage reagiert und bieten den Kauf solcher Mini-PV-Anlagen an, die sowohl für Mieter als auch für Hauseigentümer interessant sind. Die Balkonkraftwerke sind attraktiv, weil sie vergleichsweise günstig sind und sich rasch amortisieren. Hinzukommt: Man kann sie recht einfach installieren und damit Strom für den Eigenbedarf erzeugen. Wie das geht, beantwortet der folgende Beitrag.

Platz ist auf der kleinsten Fläche, wie Diethard Stamm, einer der Pioniere von Balkon-Kraftwerken zeigt. Foto: Klaus Nissen

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist nichts anderes als eine Mini-PV-Anlage. Sie besteht aus einem oder zwei schwarzen Modulen, die das Sonnenlicht in maximal 800 Watt Strom umwandeln können. Damit die Anlage die Sonnenenergie in Strom umwandelt, brauche ich einen kleinen Wechselrichter, der den Gleichstrom aus den Modulen in Wechselstrom umwandelt. Durch ein Kabel wandert er über einen speziellen Stecker in den Stromkreis meines Haushaltes. Die Anlage findet auf dem Balkon oder der Terrasse Platz. Man kann sie auch mit einer Halterung an die Balkonbrüstung hängen, auf einem Flachdach oder im Garten platzieren.

Ich persönlich habe schon vor fast fünf Jahren so eine Mini-Kraftwerk daheim auf das Garagendach gestellt. Es liefert seitdem tagsüber bis zu 340 Watt. Das reicht aus, um den Grundverbrauch meines Kühlschranks, des WLAN-Routers und anderer Elektrogeräte in der Wohnung zu decken. Und liefert auch noch Energie für meinen Laptop, wenn ich im Homeoffice arbeite.

Wozu ist das gut?

Mit dem eigenen Balkonkraftwerk kann ich pro Jahr etwa 250 Kilowattstunden Strom selbst herstellen – gut 16 Prozent des gesamten Strombedarfs. Das senkt die Energie-Rechnung. Der Strom vom Balkon wird mit einer geringfügig höheren Spannung als der Netzstrom in die Leitungen meiner Wohnung eingespeist und so vorrangig dort verbraucht. Der Anschaffungspreis amortisiert sich nach einigen Jahren. Außerdem kann ich mit dem eigenen Solarstrom einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten, die wegen des drohenden Klima-Kollapses und des Ukraine-Krieges ja dringender denn je geworden ist.

Was kostet eine Mini-PV-Anlage?

Die Stadtwerke Rüsselsheim bieten in Kooperation mit dem Unternehmen Solarista Mini-PV-Anlagen ab 439 Euro an (Stand November 2023). Je nach Größe und Standort gibt es auch Anlagen, die mehr kosten. Wer als Neukunde einen Stromtarif der Stadtwerke Rüsselsheim dazu wählt, kann eine Förderung von bis zu zwölf Prozent der Anschaffungskosten erhalten. Wer schon Kunde ist und den ökologisch besonders nachhaltigen Tarif ÖkoStromFonds gewählt hat, profitiert von einer Förderung von 15 Prozent.

Sind Balkonkraftwerke legal?

Dieses Balkonkraftwerk steht zur Montage bereit. Foto: Sobich

Ja – wenn man bestimmte Regeln beachtet. Der Energiesektor ist in Deutschland, wie so viele Bereiche, von Gesetzen und Regelungen beherrscht. Früher gab es noch keine speziellen Bestimmungen für kleine Photovoltaik-Anlagen. Die Pioniere stellten die ersten Anlagen in einer rechtlichen Grauzone auf. Deshalb nannte man sie „Guerilla-Photovoltaik“. Inzwischen sind Anlagen bis 600 Watt Leistung erlaubt. Für sie gilt ein vereinfachtes Anmeldeverfahren. Deshalb können sie von Privatleuten deutlich leichter in Betrieb genommen werden als größere Modulflächen.

Muss ich für mein Mini-Kraftwerk Anträge stellen?

Nein – dafür gibt es keine Formblätter. Aber wenn ich in einer Mietwohnung lebe, muss ich vorher den Vermieter fragen, ob er Solarmodule auf dem Balkon akzeptiert. Wenn nicht, dann wird es vorerst nichts mit dem selbst erzeugten Strom. Vielleicht lässt sich der Vermieter erweichen, wenn ich ihm klarmache, dass die Module und der Wechselrichter einfach hingestellt werden können und keine festen Verbindungen mit dem Haus eingehen müssen.

Wer muss Bescheid wissen, bevor ich ein Balkonkraftwerk installiere?

Detaillierter Blick auf die Rückseite der PV-Anlage mit dem angeschlossen Wechselrichter.  Foto: Sobich

Bis vor kurzem musste vor der Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks der Netzbetreiber und der Stromversorger informiert werden. Mittlerweile reicht es, die Bundesnetzagentur über die Inbetriebnahme zu informieren. Das geht recht unkompliziert über www.marktstammdatenregister.de. Dort findet sich auch eine Seite mit Hilfe/Anleitung zur Anmeldung am Marktstammdatenregister speziell für „Balkonkraftwerke“ https://www.marktstammdatenregister.de/MaStRHilfe/files/regHilfen/Registrierungshilfe_Balkonkraftwerk.pdf

Gibt es Technische Regelwerke, die ich beachten muss?

Natürlich. Aber das ist nicht schwierig, einfach beim Kauf darauf achten oder sich bestätigen lasse, dass das Mini-Solar-Kraftwerk vor allem die technischen Normen VDE-AR-N 4105 einhält. Diese Bestimmungen legen zum Beispiel fest, dass die Module keinen Strom mehr liefern, wenn der Hausstrom einmal ausfällt. Damit sind schädliche Rückwirkungen ausgeschlossen.

Detaillierter Blick auf die Rückseite der PV-Anlage. Foto: Sobich.

Kann ich ein Balkonkraftwerk von den Stadtwerken kaufen – und es mir gleich installieren lassen?

Die Stadtwerke Rüsselsheim bieten in Kooperation mit dem Unternehmen Solarista verschiedene Mini-PV-Anlagen mit unterschiedlichen Größen und geeignet für unterschiedliche Standorte an. Informationen hierzu finden Sie auf www.stadtwerke-ruesselsheim.de/mini-pv oder Sie gehen direkt auf den Shop https://solarista.shop/collections/frontpage. Die Installation kann ich grundsätzlich selbst vornehmen. Wir empfehlen aber, einen Elektriker damit zu beauftragen.

Mit einem solchen so genannten Wieland-Stecker wird vorzugsweise das Balkonkraftwerk ans Hausnetz angeschlossen. Foto: Nissen

Wie fällt das Fazit aus?

Balkonanlagen treffen den Nerv der Zeit. Man kann mit wenig Aufwand und Kosten einen wirksamen Beitrag zur Energiewende beitragen. Gerade die unbürokratische Anmeldung und der einfache Betrieb stellt nur eine geringe Hürde dar. Die Anlagen amortisieren sich und sind für viele eine gut verträgliche Investition. Auch für technisch Interessierte bieten solche Anlagen den Einstieg in die Energieerzeugung und die Optimierungen des Eigenverbrauchs.

Hier nochmal die Links

7 Gedanken zu „Ganz einfach die Sonne nutzen

  1. Eigentlich eine super Sache! Solargeländer an jeden Balkon und jeder spart und tut auch was für die Energiewende und den Klimaschutz. Wären da nicht die ganzen Hürden in Form von Bürokratie, Lobby, merkwürdigen Gesetzen und einem Stromnetz das dafür nicht ausgelegt ist

  2. Für ein Balkonkraftwerk braucht man einen großen Balkon, den haben die meisten wahrscheinlich nicht. Deswegen ist die Anzahl der Personen die ein Balkonkraftwerk haben auch so niedrig. Ich fände es super, wenn wir bald Photovoltaik aufs Dach bekommen würden. Da haben wir auf jeden Fall Platz.

  3. Sie beenden den Beitrag mit der kurzen Angabe, dass Lieferzeiten für Balkonanlagen stark gestiegen seien. Sieht es anders aus, wenn man sowohl die Anlage als auch die Photovoltaik Montage beim gleichen Anbieter in Anspruch nimmt? Oder liegt es an Lieferengpässen, die so nicht umgangen werden können?

    • Seit dem Zeitpunkt des Artikels hat sich die Liefer- und Preissituation entspannt. Balkonanlagen werden jetzt auch in Baumärkten angeboten und sind online deutlich schneller lieferbar. In der Regel werden Balkonanlagen durch Eigentümer der Immobilien installiert. Fachfirmen die Balkonanlagen installieren sind eher selten. Daher würden wir ihre Annahme so nicht bestätigen oder widerlegen können.

      • Die Firma meines Sohnes, „Schweitzer Gebäudetechnik“ in Hassloch hat schon einigen Kunden, die sich das nicht selber zutrauen, eine balkonanlage zu installieren, dabei geholfen. Da wird der Wielandstecker jedoch bevorzug und nachgerüstet

  4. Sehr geehrter Herr Sobich,

    als begeisterter Leser Ihres Blogs und Vertreter von Intofloor, einem Unternehmen, das sich auf Fußbodenheizungssysteme spezialisiert hat, möchte ich Ihnen für Ihren hervorragenden Beitrag zum Thema Mini-PV-Anlagen herzlich danken. Ihr Artikel „Ganz einfach die Sonne nutzen“ spricht ein Thema an, das für uns alle von großer Bedeutung ist – die Nutzung erneuerbarer Energien im Alltag.

    Ihre detaillierte Anleitung und die praktischen Beispiele, insbesondere Ihre persönlichen Erfahrungen mit einer Mini-PV-Anlage, sind nicht nur informativ, sondern auch äußerst inspirierend. Es zeigt auf, wie jeder Einzelne von uns einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten kann, und das sogar in städtischen Umgebungen oder als Mieter.

    Bei Intofloor teilen wir Ihre Begeisterung für nachhaltige Energienutzung. Unsere Fußbodenheizungssysteme sind darauf ausgelegt, effizient mit erneuerbaren Energien wie Solarstrom zu funktionieren, was sie zu einer idealen Ergänzung zu den von Ihnen beschriebenen Mini-PV-Anlagen macht. Ihre Betonung der einfachen Installation und des unkomplizierten Betriebs solcher Anlagen unterstreicht die Tatsache, dass der Wechsel zu erneuerbaren Energien oft weniger kompliziert ist, als viele denken.

    Besonders bemerkenswert finde ich, wie Sie auf die Wirtschaftlichkeit und schnelle Amortisation dieser Mini-PV-Anlagen hinweisen. Dies ist ein entscheidendes Argument, um mehr Menschen für die Nutzung solcher Technologien zu begeistern. Ihre Erläuterungen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und technischen Vorgaben bieten zudem eine wertvolle Orientierungshilfe für Interessierte.

    Ihr Artikel ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man komplexe Themen verständlich und ansprechend darstellen kann. Er ermutigt dazu, selbst aktiv zu werden und Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel zu sein.

    Wir bei Intofloor sind stolz darauf, Teil dieser Bewegung zu sein und freuen uns, wenn wir unsere Kunden dabei unterstützen können, ihre Wohnungen und Häuser nachhaltiger zu gestalten. Ihr Beitrag ist eine großartige Inspiration für uns alle, und ich freue mich darauf, weitere Einblicke und Geschichten auf Ihrem Blog zu entdecken.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Thomas von Intofloor

  5. Guter Beitrag. Jeder, der ein Haus bauen will sollte schon in der Planung berücksichtigen, sich eine PV Anlage montieren zu lassen. Selbst ein Fertighaus kann schon mit einer Aufdach oder einem Balkonkraftwerk geplant werden. Ist gut für das Klima und den Geldbeutel.

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