Eines der größten Projekte der Stadtwerke-Geschichte: Umstellung erfolgt im Konsortium mit 39 Energieversorgern

Von Maik Landwehr

Eines, wenn nicht das größte Projekt der neueren Stadtwerke-Geschichte steht an: Die Stadtwerke Rüsselsheim werden die wichtigste Software für die Abrechnung von Strom und Gas beim Vertrieb und den Netzen umstellen. Auch die Rechnungen Wasser werden hierüber erstellt. Im Verbund von 39 Unternehmen entwickeln wir die zweitgrößte Abrechnungssoftware im deutschsprachigen Raum: die Thüga Abrechnungsplattform, kurz TAP.

In den folgenden Monaten werden wir im Rahmen einer Beitragsreihe über die Beweggründe zu wechseln, die Vorteile und den Projektfortschritt berichten. Den Anfang machen wir mit dem folgenden Beitrag, in dem wird erläutern, warum das neue System zur Datenverarbeitung benötigt wird, was wir uns davon versprechen und wie die Umstellung erfolgen wird.

Warum braucht es eine neue Software?

Die bisherige Software ist seit 2008 im Einsatz und nicht mehr zeitgemäß. Die Folge: Wir können unsere Kunden nicht so bedienen wie wir und sie es sich wünschen. Viel Kraft und Energie geht für Fehlersuche und Mängelbehebung drauf, Kraft und Energie, die wir gerne anderweitig einsetzen möchten. Aktuell verursachen Rückstände in der Anmeldung oder Abrechnung, dass einzelne Mitteilung oder die Änderung des Abschlags zu spät an unsere Kunden versandt wird.

Standardabläufe wie Abschlagsänderungen müssen mit Standard-Software bedient und möglichst automatisiert bearbeitet werden. Anpassungen an gesetzlichen Änderungen (z.B. Gaspreisbremse oder Tarifänderungen) müssen dadurch schneller erfolgen. Dies ist zudem die Grundlage für mehr Transparenz, also eine bessere Auskunftsfähigkeit für unsere Kunden.

Ziel von TAP ist es eine Software, die schnell, fehlerfrei und transparent zur Verfügung steht im Einsatz zu haben.

Mit wem machen wir das?

Bis unser aktueller Softwarehersteller eine neue Version anbietet, wird es noch einige Jahre dauern und damit zu lange. Doch wie sich herausstellte stehen andere Energieversorger vor genau der gleichen Herausforderung. Daher hat sich bereits im Jahr 2022 ein Konsortium mit 39 Unternehmen gebildet – eines davon sind die Stadtwerke Rüsselsheim.

Unter Federführung der Thüga-Gruppe erfolgte die Ausschreibung für die neue Software mit Namen Thüga Abrechnungsplattform, kurz TAP. Mit 19 Millionen Zählpunkten (150.000 davon von den Stadtwerken Rüsselsheim) und mit 39 Unternehmen bietet sich eine ganz andere Verhandlungsmacht gegenüber einem Generalunternehmer, der die Entwicklung übernimmt. Das bündelt Knowhow und spart Kosten und Zeit. So was könnten die Stadtwerke Rüsselsheim vermutlich allein nicht stemmen.

Was erwarten wir uns?

TAP ist ein Tool, das speziell auf die Anforderungen der Energieversorger zugeschnitten ist. Es bildet die Prozesse, die alle Versorger erfüllen müssen, standardisiert ab. Durch die Zusammenarbeit von 39 Energieversorgern wird eine große Plattform als neuer branchenweiter Standard eingeführt. Wir versprechen uns davon: eine Verringerung der Prozesskosten, die Beschleunigung der Entwicklungszeiten, eine Reduzierung der Komplexität – und das alles aus dem Blickwinkel des Kunden! Damit werden wir unseren Service wieder so schnell, flexibel und zuverlässig gestalten, wie wir und die Kunden es erwarten.

Wie wird es umgesetzt?

Die neue Lösung wird schrittweise bei den Partnern im Konsortium eingeführt. Das gibt uns die Chance, alle Erfahrungen bis zum Start in unsere Vorbereitung einfließen zu lassen: gute Vorbereitung ist das halbe Rennen. Wir haben Anfang 2023 ein Projektteam aus Experten der verschiedenen Bereiche gebildet, dass die Umstellung auf TAP innerhalb der Stadtwerke vorbereitet. Es geht um ein Projekt von mehr als zwei Jahren Dauer.

In der ersten Phase gleichen wir unseren Datenbestand mit den Anforderungen der TAP-Datenbank ab und bringen unsere Daten auf die erforderliche neue Qualität. Wir überführen mehr als 30 Systeme in die neue Architektur. Den Abschluss der Datenmigration soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Was bedeutet das für die Belegschaft?

Herausforderung für die Belegschaft ist es, fachlich, technisch, organisatorisch das neue System zu integrieren. Das heißt, bestehende Daten bereinigen, an den neuen Standard von TAP anzupassen und sie dann zu migrieren. 50 Schnittstellen zu so genannten Umsystemen geben einen Hinweis auf das, was zu leisten ist. Doch wir sind überzeugt, dass die Kolleginnen und Kollegen mitziehen und das Projekt zum Erfolgt führen. Die Motivation ist groß, ein neues System einzuführen und den Arbeitsalltag gemeinschaftlich zu erleichtern.

Wie fällt das Fazit aus?

Eine mutige, zukunftsweisende Entscheidung! Wir bekommen das richtige Tool zur richtigen Zeit. Die Zeit, die durch ein besseres System und mehr Automatisierung gespart wird, kommt anderen Aufgaben und letztlich dem Kunden zugute.