Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 7
Von Hans Dieter Scherer-Gerbig
Manche Hauseigentümer haben Bedenken, dass eine Wärmedämmung Ihrer Immobilie gar nicht wirkt und die berechneten Einsparungen nicht erreicht werden. Der folgende Beitrag zeigt auf, warum sich Hauseigentümer hierüber keine Sorgen machen müssen, sondern sich auf die Berechnungen verlassen können. Der Artikel macht aber auch deutlich, dass sorgfältig gearbeitet werden muss und es durchaus Gründe geben kann, warum Berechnungen doch vom tatsächlichen Energieverbrauch abweichen können.
Wer hat die Richtigkeit geprüft?
Dass eine Wärmedämmschicht bei Gebäuden funktioniert und wie sie das macht, wurde schon vor einigen Jahrzehnten an physikalischen Instituten genau berechnet und gemessen. Berechnungen und Messungen stimmten dabei sehr gut überein.
Welche Rolle spielt der U-Wert?
Wichtige Kenngrößen sind dabei die Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials und der so genannte U-Wert des vorhandenen Bauteils. Die Wärmeleitfähigkeit beschreibt das Maß der Wärmeleitung in einem Material. Der U-Wert ist die Eigenschaft des Bauteils und gibt den Wärmefluss durch das Bauteil mit einer Fläche von einem Quadratmeter bei einem Temperaturunterschied von einem Grad zwischen innen und außen an. Je kleiner die Werte sind, desto besser dämmt das Material, beziehungsweise das Bauteil.
Was macht der Energieberater?
Soll der Einfluss einer Wärmedämmmaßnahme auf den Gesamtenergiebedarf eines Gebäudes berechnet werden, so hat eine Energieberaterin oder ein Energieberater zunächst alle Daten des Hauses aufzunehmen. Dazu gehören Größe und Aufbau sämtlicher Außenbauteile als auch der Kellerdecke und die Details der Heizungsanlage sowie der Warmwasserbereitung. Mit diesen Daten werden in einem genormten Rechenverfahren sämtliche Energieverluste und Gewinne während einer Heizperiode abgebildet. Wenn die Ausgangssituation gut erfasst und der berechneteEnergiebedarf mit den tatsächlichen Energieverbräuchen abgeglichen ist, lässt sich der Effekt einer Dämmmaßnahme recht einfach berechnen.
Wie genau sind die Berechnungen?
Manchmal wird behauptet, dass der U-Wert und die Grundrechenarten bei der Energiebilanz eines Gebäudes nicht genügen, um die komplexen Wärmeflüsse zu berechnen. Wenn es um kurze Zeitabschnitte wie Stunden oder Tage geht, stimmt das sogar. Betrachtet man jedoch Zeiträume von mindestens einem Monat, bilden die Rechenverfahren die Situation mit ausreichender Genauigkeit ab. Gebäudebilanzierungen werden auf einen Zeitraum von einem Jahr betrachtet. Sicher kann man auch noch genauer rechnen, aber der damit verbundene Simulationsaufwand wird dann übermäßig hoch.
Wann werden Vorhersagen nicht erreicht?
Außer den Daten der Gebäudehülle und der Heizungsanlage, fließen noch weitere Größen in die Berechnungen ein: Zwei wichtige dabei sind das Nutzerverhalten sowie die lokalen Klimabedingungen. Die Bewohner bestimmen die Raumtemperatur, das Lüftungsverhalten und den Warmwasserverbrauch. Da diese Faktoren nur mit hohem Aufwand gemessen werden könnten, geht man bei der Berechnung von Normwerten aus. Diese werden in der Regel angepasst, wenn die Ausgangssituation wie oben beschrieben möglichst treffend abgebildet werden soll.
Ferner ist zu berücksichtigen, dass die mittlere Raumtemperatur in rundum gedämmten Gebäuden höher liegt als in ungedämmten Häusern. Oftmals werden zuvor gering- oder teilbeheizte Räume nach den Dämmmaßnahmen durchgängig erwärmt. Diese Einflüsse werden als Rebound Effekt bezeichnet. Beachtet man dies nicht, werden die Einsparungen rechnerisch oft überschätzt.
Welche Rolle spielt das Wetter?
In die Berechnung der Energieeinsparung fließt für den Witterungsverlauf ein langjähriger Mittelwert ein, dadurch kann es zu Abweichungen gegenüber dem aktuellen Jahr kommen. Jedoch auch beim Erfassen der Gebäudedaten gibt es Fehlermöglichkeiten, wenn zum Beispiel unrealistische U-Werte angenommen werden.
Fazit:
Wärmedämmung funktioniert und die Energieeinsparungen lassen sich berechnen. In der Forschung als auch in der Praxis ist das seit Jahrzehnten bewiesen. Bei den Berechnungen als auch bei der Umsetzung ist aber sehr sorgfältig zu arbeiten.
Wie man sieht, brauchen Energieberater eine gewisse Erfahrung und müssen gewissenhaft bei der Berechnung vorgehen. Zudem können auch bei der Ausführung der Dämmmaßnahmen vielfältige Fehler gemacht werden, die dazu führen, dass die Einsparungen geringer sind als prognostiziert. Die Qualitätssicherung durch erfahrene Energieberater, Planer und/oder Architekten in Form einer Baubegleitung, ist daher gut angelegtes Geld.
Alle Beiträge zum Thema:
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Wird wirklich so viel Energie gespart wie berechnet?
Die kurze Antwort in Nein.
Desweiteren ist es fraglich in wie weit die Ausgaben / Mehrkosten zur Befriedigung der „erforderlichen errechneten Massnahmen“ wirtschaftlich vertretbar sind.
Viele Massnahmen liegen mit einer Amortisationsdauer von über 20 – 30 Jahre ( selbst in Bezugnahme der Sowiesokosten) was die ganze Unternehmung ad absurdum führen.
Department of Architecture, University of Cambridge.
Der Prebound-Effekt: die Schere zwischen errechnetem und tatsächlichem Energieverbrauch. Von Minna Sunikka-Blank und Ray Galvin, Department of Architecture, University of Cambridge.
Studien belegen dass die Bewohner von unsanierten Bestandsgebäuden im Schnitt bis zu 30% weniger Energie verbrauchen als es dem errechneten Energiekennwert des Gebäudes entsprechen würde.
Mit freundlichen Grüssen
Bjorn Sulzbach