Wärmedämmung – wann und wie rechnet sich das? Mythos und Wahrheit, Teil 8
Von Hans Dieter Scherer-Gerbig
Manche Menschen behaupten, Wärmedämmung rechne sich generell nicht, weil sie zu teuer sei und die berechnete Einsparung nicht erreicht würde. Der nachfolgende Beitrag geht dieser Frage nach, widerlegt die Vorurteile und zeigt: Es kommt auf den Einzelfall an.
Ob sich eine Energiesparmaßnahme rechnet, hängt von vielen Einflüssen ab und erfordert immer eine Betrachtung des einzelnen Gebäudes. Allgemeinaussagen wie »Wärmedämmung rechnet sich immer« oder »Wärmedämmung rechnet sich nie« machen, wie immer bei Pauschalpositionen, daher keinen Sinn. Die Wirtschaftlichkeit einer Wärmedämmmaßnahme hängt im Einzelfall von der Art und den Kosten der jeweiligen Maßnahme ab, vom Istzustand des zu dämmenden Bauteils, von der künftigen Preisentwicklung des Energieträgers – meistens sind das Erdgas oder Heizöl, manchmal aber auch Fernwärme, Strom oder Holz – und gegebenenfalls vom Kapitalmarkt.
Wo macht Wärmedämmung besonders viel Sinn?
Bei der Wärmedämmung gibt es, je nach Istzustand, solche, die häufig Sinn machen, da sie vergleichsweise kostengünstig und einfach zu realisieren sind. Dazu gehört die Dämmung der oberen und unteren Geschossdecke, also des Speicherbodens und der Kellerdecke – falls der Speicher und der Keller unbeheizt sind und das auch, mindestens mittelfristig, so bleiben soll.
Was ist mit Rohrleitungen?
Ebenfalls einfach und kostengünstig durchführbar ist die Dämmung sämtlicher warmer Rohrleitungen der Heizung und Warmwasserbereitung im unbeheizten Bereich. Wesentlich aufwändiger und damit teurer sind dagegen die Dämmung von Außenwänden und Dach sowie die Erneuerung der Fenster. Diese Maßnahmen sind vor allem dann wichtig, wenn sowieso eine Modernisierung des jeweiligen Bauteils oder des ganzen Hauses ansteht. Nutzt man diese Gelegenheit nicht für eine deutliche energetische Verbesserung, ist das eine auf viele Jahre hinaus verpasste Chance.
Gibt es eine Faustformel?
Grundsätzlich gilt bei allen Maßnahmen: Je schlechter der Istzustand, umso größer die Einsparung einer Dämmung und desto eher rechnet sie sich. Demzufolge sind Energiesparmaßnahmen an Häusern, die bis circa 1980 erstellt wurden (immerhin etwa die Hälfte des Gebäudebestands in Deutschland) und bei denen bisher nur wenig energetisch verbessert wurde, wirtschaftlich am interessantesten.
Wer kann einem helfen?
Wie viel Energie im Einzelnen einzusparen ist, kann ein erfahrener Energieberater gut kalkulieren. Weiterhin unbekannt bleibt jedoch die Preisentwicklung der Energieträger. Da niemand die zukünftigen Preise kennt, kann man bei einer Wirtschaftlichkeitsberechnung nur Annahmen betreffs der Preisentfaltung treffen. Meist greift man dabei auf die Mittelwerte der letzten Jahre zurück. So sind der Heizölpreis in den letzten zwanzig Jahren jährlich im Mittel um vier Prozent und der Preis für Erdgas jährlich im Mittel um drei Prozent gestiegen. Trotz einiger Schwankungen über die letzten zehn Jahre sind die Preise auf relativ niedrigem Niveau angekommen. Rechnet man also mit einer künftigen Preissteigerungsrate von jährlich drei Prozent, liegt man meiner Meinung nach derzeit in einem angemessenen Rahmen.
Wie amortisiert sich die Investition?
Auch diese Frage lässt sich nur im Einzelfall konkret beantworten, aber die nachstehende Grafik soll beispielhaft deutlich machen, welches Potenzial zum Beispiel in der Wärmedämmung der Außenwände steckt. Für ein kleines 2-Familienhaus, Baujahr 1959, lassen sich über einen Betrachtungszeitraum von 30 Jahren Ausgaben und Einsparung in Euro ablesen. Ergebnis: Nach 11,5 Jahren hat sich die Maßnahme gerechnet. Jene 22.000 Euro, die investiert wurden, sind durch Einsparungen im Energieverbrauch refinanziert. Fördermittel sind dabei berücksichtigt. In den nächsten 18,5 Jahren spart der Hauseigentümer rund 87.000 Euro.
Welche Förderung gibt es?
Bund, Länder sowie manche Kommunen und Stiftungen unterstützen die Energiesparmaßnahmen an Wohngebäuden. Bei diesen Zuschüssen oder zinsgünstigen Krediten sind meist die energetischen Standards etwas höher. Es gilt der Grundsatz, was gesetzlich gefordert ist, kann nicht gefördert werden. Also ist die Dämmung etwas dicker auszuführen; im obengenannten Beispiel statt 12 nun 16 Zentimeter Das erhöht jedoch nur die Dämmstoffkosten etwas, der Arbeitslohn bleibt der Gleiche. Die geringe Mehrinvestition lohnt sich aber in jedem Fall.
Wie fällt das Fazit aus?
Die Wirtschaftlichkeit einer Dämmmaßnahme lässt sich immer nur auf den Einzelfall bezogen beurteilen. Je älter das Gebäude, desto wahrscheinlicher ist, dass sich eine Dämmung rechnet. Für die künftige Entwicklung der Energiepreise können nur vorsichtige Annahmen getroffen werden. Fördermittel verbessern die Wirtschaftlichkeit. Und: Die Behaglichkeit verbessert sich sofort und lässt sich nicht in Geld ausdrücken.
Alle Beiträge zum Thema:
-
-
- Warum das Vorurteil falsch ist, dass gedämmte Wände die Schimmelbildung fördern / Wärmedämmung – Mythos und
Wahrheit, Teil 1 - Warum Wände nicht „atmen“ und Häuser luftdicht sein müssen Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 2
- Wachsen Algen nur an gedämmten Fassaden? Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 3
- Was ist wichtiger: Wärmespeicherung oder Wärmedämmung? / Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 4
- Können Sonnenstrahlen die Dämmung ersetzen? / Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 5
- Ist eine Wärmedämmung der Außenwände brandgefährlich? / Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit Teil 6
- Wird wirklich so viel Energie gespart wie berechnet? / Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit Teil 7
- Wie sich in 30 Jahren rund 87.000 Euro sparen lassen – Wärmedämmung – wann und wie rechnet sich das? Mythos und Wahrheit, Teil 8
- Wie ökologisch ist Styropor oder ist es zum Schluss Sondermüll? Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 9
- Schimmelfördernd und brandgefährlich? Die Antworten auf die neun größten Vorurteile / Wärmedämmung: Mythos und Wahrheit – die Zusammenfassung
- Warum das Vorurteil falsch ist, dass gedämmte Wände die Schimmelbildung fördern / Wärmedämmung – Mythos und
-