Stadtwerke beheizen das neue Schwimmbad mit der Holzhackschnitzel-Anlage der Hochschule
Von Sven Halling
Das neue Hallenbad an der Lache steht kurz vor seiner Eröffnung. Von Dienstag, 4. September, an, ist auch der allgemeine Badebetrieb möglich. Wer Rüsselsheims neue Badewanne mit Strom und Wärme versorgt, wurde schon Ende des Jahres 2016 entschieden: die Energieservice Rhein-Main GmbH (ESRM), eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Rüsselsheim. Der nachfolgende Beitrag schildert, wie diese Aufgabe der Energieversorgung gelöst wurde.
Welche Rolle spielt die Nachbarschaft?
Die Stadtwerke sind bereits ganz in der Nähe des Hallenbads als Energielieferant im Einsatz: Seit 2012 sorgen sie für Wärme in der Hochschule Rhein-Main. Die dortige Anlage ist jedoch nicht ganz ausgelastet, hat noch freie Kapazitäten. Da lag es im doppelten Sinne nahe, das neue Lachebad mitzuversorgen. Denn nicht nur das Hallenbad, sondern auch dessen Wärmeversorgung musste erneuert werden.
Wem gehört die Heizanlage?
Der Anschluss an die Heizzentrale der Hochschule hat den Vorteil, Platz sparend auf eine eigene Heizanlage im neuen Hallenbad verzichten zu können. Dabei ist nicht die Stadt die Eigentümerin der Heizanlage, sondern die Stadtwerke sind es und haben dazu einen Wärmelieferungsvertrag über 20 Jahre mit der Stadt Rüsselsheim am Main geschlossen.
Wie erfolgt der Anschluss?
Schule und Schwimmbad werden zusammengebracht mittels einer 500 Meter langen Nahwärmeleitung. Dies war technisch die beste Lösung und Routine. Allerdings erforderten die Bauarbeiten einigen logistischen Aufwand, denn die Leitung führt entlang des rege genutzten Hochschul-Parkplatzes. Deshalb waren die Tiefbauarbeiten nur in den Semesterferien von Ende Februar bis Mitte April 2017 möglich. Obendrein konnten die beiden Teilstrecken der Zubringerstraße „An der Lache“ nicht zeitgleich aufgebrochen werden – sonst wäre der Parkplatz ebenfalls nicht nutzbar gewesen.
Braucht es noch ein BHKW?
Im neuen Hallenbad haben die Stadtwerke zusätzlich ein Blockheizkraftwerk (BHKW) installiert, das außer Wärme auch Strom produziert. Diese Anlage, die von der Stadt gepachtet worden ist, hat eine thermische Leistung
von 100 kW und eine elektrische Leistung von 50 kW und produziert damit pro Jahr ca. 350.000 kWh umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungs-Strom – dies entspricht etwa dem Strombedarf von 100 Wohnungen.
Was geschah mit der Hochschul-Heizanlage?
Und da die Stadtwerke am Erneuern waren, modernisierten sie auch die Hochschul-Heizzentrale. Kern dieser Anlage ist ein 650 Kilowatt (kW) leistender Holzhackschnitzel-Kessel, der 50 bis 60 Prozent der dort erzeugten Wärme liefert. Zudem arbeiteten dort bisher zwei Niedertemperatur-Gaskessel von je 950 kW, die die Stadtwerke von der Hochschule übernommen hatten. Diese sind nun durch zwei ebenfalls 950 kW leistende moderne Erdgas-Brennwertgeräte ersetzt worden.
Wie wird die Wärme gespeichert?
Die ins Hallenbad transportierte Wärme wird in einem 3000-Liter-Pufferspeicher so zusagen zwischengelagert. Dort speist auch das BHKW seine thermische Energie ein. Und über einen Wärmetauscher wird das Netz des Lachebades von dem der Stadtwerke getrennt.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Die Gesamtinvestition beträgt rund 750 000 Euro. Der Bau der Nahwärmeleitung, die mit 300 000 Euro zu Buche schlug, wurde mit 50 000 Euro von der Wirtschaft- und Infrastrukturbank des Landes Hessen gefördert. Die Fördermittel stammen aus einem Landesprogramm, das den Bau von Nahwärmenetzen unterstützt, die aus Biomasse-Feuerungsanlagen gespeist werden. Die Holzhackschnitzel, die in der Anlage der Hochschule Rhein-Main verfeuert werden, stammen übrigens von einem regionalen Lieferanten.