Wärmedämmung – Mythos und Wahrheit, Teil 3
Von Hans Dieter Scherer-Gerbig
Manchmal äußern Kunden die Angst, dass Algen an Ihren Außenwänden wachsen, wenn Sie sie dämmen. Richtig ist: Generell kann jede Oberfläche, gedämmt oder ungedämmt, von so genannten Mikroorganismen bewachsen werden. Sie brauchen dazu günstige Bedingungen. Für Algen sind das ausreichend Feuchte und passende Temperaturen. Pilzen fehlen an Fassaden jedoch in der Regel die Nährstoffe.
Heute sieht man häufiger als früher Algen an Oberflächen. Warum ist das so?
Wegen der Luftbelastung in den 1960-er und 70-er Jahren und durch die Diskussion um das Waldsterben in den 1980-er Jahren wurde in Deutschland eine dauerhafte Luftreinhaltungspolitik betrieben. Kohlekraftwerke bekamen Filter, und Autos wurden mit Katalysatoren ausgestattet. Die Folge: Kaum saurer Regen – und die Algen wachsen leichter. Daher findet man sie zunehmend auch auf Gebäuden, wenn feuchte Umgebung und Pflanzenwuchs in der Nähe dazu kommen.
Das gilt für gedämmte Fassaden, …
… wie für ungedämmte Wände,…
… als auch an gänzlich unbeheizten Flächen.
Besonders Flächen nach Nord und West zeigen Algenbewuchs, selten an Süd- und Ostflächen.
Da Algen Feuchtigkeit benötigen, muss die Feuchtezufuhr von außen möglichst gering gehalten werden. Bei gedämmten Fassaden sind die äußeren Oberflächentemperaturen etwas niedriger als bei ungedämmten, so dass sich dort leichter Tauwasser bilden kann. Eine weitere Feuchtequelle ist Regen bei Wind, der auf die Wand trifft. Ebenso können Pflanzen, nahe gelegene Bäche und Flüsse oder Teiche Feuchtequellen sein, die das Mikroklima vor allem an Nordfassaden entsprechend beeinflussen.
Wie lässt sich Algenbildung vorbeugen?
Die Schlagregenmenge kann durch einen genügend großen Dachüberstand deutlich reduziert werden. Gleichzeitig kann man bei einer Außenwanddämmung einen dickeren Oberputz wählen, der etwas besser die eingestrahlte Wärme speichert und damit für eine leicht höhere Oberflächentemperatur sorgt. In der Folge verdunstet die Feuchtigkeit auf der Wand schneller. Eine entsprechende Wahl des Anstrichs kann für eine andere Feuchteverteilung sorgen, die die Algenbildung erschwert. Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf, um den optimalen Maßnahmenmix zur Algenvermeidung herauszufinden. Wenn überhaupt, dann sollten Algizide als Zusatz im Deckputz oder im Anstrich erst als letztes Mittel zum Einsatz kommen. Diese verhindern nur für eine gewisse Zeit das Algenwachstum. Sie werden langsam ausgewaschen und gelangen so ins Grundwasser.
Fazit
Algen können auf allen Außenflächen auftreten – egal, ob gedämmt oder ungedämmt. Sie schädigen nicht die Bausubstanz, sondern sind nur eine optische Beeinträchtigung. Es gibt bauliche Möglichkeiten, das Risiko der Algenbildung zu verringern.
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