Seit 2014 versorgen die Stadtwerke Rüsselsheim Privat- und Geschäftskunden mit dem leistungsfähigen Glasfaser-Internet.
Von Katia Adams
Der nachfolgende Beitrag informiert, was sich in den zehn Jahren getan und was sich verändert hat, welche Probleme es gibt und wie es weitergeht. Dabei wird nebenbei erzählt, warum auch Hochbetagte sich das Glasfaser-Internet ins Haus holen.
Wie fing es an?
Die Geschichte des Internets beginnt für die Stadtwerke Rüsselsheim im Gewerbegebiet Hasengrund. Dort ansässige Unternehmen beklagten Anfang der 2010er Jahre die mangelnde Bandbreite und drohten mit Verlagerung ihrer Firmensitze, wenn die Internetversorgung für ihre Geschäfte nicht verbessert wird. Da große Anbieter wie die Telekom kein Interesse zeigten, hier rasch Abhilfe zu schaffen, entschieden die Stadtverordneten, den Stadtwerken Rüsselsheim den Ausbau des Glasfasernetzes und das Anbieten von Internetprodukten zu übertragen. Hierfür wurde 2013 eigens die Glasfaser SWR GmbH als hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Rüsselsheim (SWR) gegründet. Zum Jahreswechsel 2014 gingen die ersten Kunden ans Netz.
Was hat sich getan?
- Zehn Jahre später haben die Stadtwerke Rüsselsheim bzw. ihre Tochtergesellschaft 14,2 Millionen Euro investiert und ein Glasfasernetz mit ca. 60 Kilometer Trassenlänge geschaffen.
- Rund 10.000 Wohneinheiten profitieren davon: Dicker Busch I und II, Hasengrund, Böllenseesiedlung, Innenstadt, Berliner Viertel, Haßloch-Nord, Blauer See und Königstädten sind fast flächendeckend erschlossen.
- Der Hessentag 2017 war Auslöser für den Ausbau der Innenstadt.
- Neben Internet und Telefonie wird auch stabiles DVB-C-Fernsehen für rund 7.000 Wohneinheiten in Häuser geliefert, die vor allem der gewobau Gesellschaft für Wohnen und Bauen Rüsselsheim mbH gehören. Seit Neuestem ist auch Fernsehen über das Internet (IPTV) Bestandteil des Produktangebots.
- Wir haben in 10 Jahren viel Erfahrung mit dem Medium Glasfaser gesammelt. Fremd vergebene Dienstleistungen erledigen wir inzwischen selbst, beispielsweise Auftragsmanagement und Telefon-Hotline. Neben der Kostenersparnis, die sich in attraktiven Preisen widerspiegelt, profitieren unsere Kunden dadurch vor allem von einem persönlichen Service.
Was hat sich geändert? Was ist geblieben?
- Anfangs umfasste unser Produktportfolio Internettarife mit25 Mbit/s als kleinster Bandbreite; diese sind inzwischen nicht mehr bestellbar. Inzwischen ist ‚Internet 100‘ das meistgebuchte Produkt.
- Festnetztelefonie verliert an Bedeutung und wird zunehmend durch Mobilfunk ersetzt.
- Wir haben eine hohe Kundentreue bei Bewohnern von Ein- und Zweifamilienhäusern, dagegen verzeichnen wir relativ geringe Kundenzahlen in Mehrfamilien-Wohnhäusern, was insbesondere mit der dort höheren Anzahl an Aus- und Umzügen zu tun hat.
- Von wegen, Hochbetagte brauchen kein Internet. Viele ältere Menschen holen sich Glasfaser ins Haus, obwohl sie selbst kein Internet benötigen: doch die ausländische Pflegekraft soll mit ihrer Familie daheim kommunizieren können.
- Die mit einem Glasfaser-Hausanschluss verbundene Wertsteigerung von Gebäuden und die Tatsache, dass sich die Bandbreitenbedarfe alle zwei Jahre auch weiterhin verdoppeln werden (Nielsens Gesetz), bleiben wesentliche Entscheidungskriterien für das Medium Glasfaser.
- Unser erster Kunde, EVAS Softwarelösungen GmbH & Co. KG aus dem Gewerbegebiet Hasengrund, ist noch immer Kunde bei uns.
- Ganz allgemein gilt: Wir sind greifbar, nicht anonym. Dank unserer persönlichen Betreuung und Erreichbarkeit vor Ort verfügen wir über sehr viele zufriedene Kunden.
Welche Probleme gibt es?
Die Stadtwerke sind mit ihrem Glasfaser-Internet für Rüsselsheim nicht mehr allein. Die Steigerung der Bandbreitenbedarfe hat auch die großen Netzbetreiber dazu bewogen, zunehmend auf Glasfaser-Infrastrukturen zu setzen. Inzwischen werben nahezu alle Internet-Anbieter mit Glasfaser, was es den Kunden erschwert, die Unterschiede in der Leistung und vor allem in der garantierten Bandbreite zu erkennen.
Viele Verbraucher kennen die Unterschiede nicht zwischen: Fibre to the Building (FTTB), also Glasfaser bis ins Gebäude, oder auf Wunsch sogar Fiber to the Home (FTTH), Glasfaser bis in die Wohnung (wie es die Stadtwerke können), gegenüber Fibre to the Curb (FTTC), also Glasfaser bis zum Technikgehäuse, danach Kupferleitung bis ins Wohngebäude mit den entsprechenden Leistungsverlusten.
Ein Problem in der Vermarktung ist es, dass (noch) nicht alle Rüsselsheimer unsere Kunden werden können, sondern nur diejenigen, deren Gebäude ans kommunale Glasfasernetz angeschlossen sind oder angeschlossen werden können.
Wie es weitergeht
- Im Gegensatz zu kupferbasierten Verbindungen, die technisch zunehmend ausgereizt sind, ist das Medium Glasfaser noch lange nicht an seiner Leistungsgrenze.
- Da die Nachfrage steigt, bauen wir das vorhandene Netz aus, indem zusätzliche Fasern verlegt werden.
- Aktive Komponenten an den Leistungsknoten (Backbone) werden aufgrund der gestiegenen Bandbreite durch leistungsstärkere ausgetauscht.
- Die vollständige Versorgung von Rüsselsheim mit Glasfaser-Internet bleibt das Ziel.
Wie fällt das Fazit aus?
Die Wettbewerbssituation hat sich geändert: vor zehn Jahren wollten bundesweite Anbieter wie die Telekom die Bandbreiten nicht erhöhen bzw. nicht ausbauen, weswegen kommunale Dienstleister wie die Stadtwerke sich selbst vielerorts dieser Aufgabe annahmen. Heute ziehen die Mitbewerber peau a peau nach. In der Regel bieten sie jedoch nicht die Bandbreiten und Leistungen, die über das Glasfasernetz der Stadtwerke möglich sind. Die Infrastruktur ist das eine, persönlicher Service bleibt das, was uns von den ‚Big Playern‘ unterscheidet.
2019 wurde das Glasfaserkabel in unser Einfamilienhaus verlegt. Und seitdem laufen Internet und Telefon störungsfrei – was bei anderen Anbietern ja wohl öfter nciht der Fall zu sein scheint 😉 .
Übrigens, die Beratung 2019 durch Frau Adams war hervorrragend.